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Nachhaltigkeit

Was bedeutet das eigentlich?

Nachhaltigkeit kann heute viele Bedeutungen haben: CO2 verringern, Energieeffizienz, Rohstoff-Kreisläufe und vieles mehr. Das vielverwendete Wort Nachhaltigkeit sehe ich vor allem philosophisch und kritisch mit der Fragestellung:

Wie weit müssen wir in der Zeitrechnung zurückgehen, bis wir Gesellschaften finden, die nachhaltig gehandelt haben? In meiner Wahrnehmung waren es auf allen Kontinenten allein die Ureinwohner, die im Einklang der Natur nachhaltig handelten. Sie entzogen der Natur nur so viel, wie sie zum Leben brauchten.

So wie die Nachhaltigkeit heute verstanden und vermarktet wird, ist sie vor allem politisch und finanziell motiviert und wird von industriellem und medialem Lobbyismus und einer dogmatischen Ideologie getrieben.

Es geht nicht mehr um die Lebensdauer eines Produktes, sondern um die Einführung und stetigen Verschärfung von Labeln und Normen: Von der Kaffeemaschine bis zum Mehrfamilienhaus werden die Lebenszyklen immer kürzer. Statt gehegt und gepflegt wird abgerissen, begründet mit mehr Effizienz.

Unter nachhaltig wird auch das Recycling verstanden, welches einen eigenen Wirtschaftszweig darstellt (der notabene nicht ohne massiven fossilen und elektrischen Energieaufwand funktioniert). Bis dato gibt es noch keine CO2-frei hergestellten LKW oder Bagger, die es braucht, um ein Gebäude recyclen zu können.

Unter Nachhaltigkeit wird Kompensieren verstanden – sprich, das schlechte Gewissen reinwaschen durch Zahlen, ohne darüber nachzudenken, auf wessen Bankkonto das Geld fliesst, und begleitet vom guten Glauben, dass es in den Erhalt des Regenwalds investiert wird.

Unter Nachhaltigkeit wird das Ausbeuten von seltenen Metallen verstanden, die es für Batterien von Elektroautos und für die Elektronikindustrie braucht.

Wir setzen auf vegane und vegetarische Ernährung, um die verachtenswerte Tierindustrie einzudämmen, und importieren per Flugzeug oder Schiff – mit viel fossiler Energie und CO2-Ausstoss – Zutaten ein, die bei uns nicht wachsen. Ohne diese Zutaten würde veganes Essen jedoch nur halb so gut schmecken.

Nachhaltigkeit im ursprünglichen Sinn will hingegen niemand. Sie würde als Rückschritt in ein vergangenes Jahrtausend verstanden. Ich finde: Das Hinterfragen von Dogmatik, Ideologien und deren Herkunft ist das wichtigste Gebot unserer Zeit – das ist meine persönliche, philosophisch-kritische Nachhaltigkeit.

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Philipp Tinner

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